Mach's gut, Palm!

by - April 30, 2010

In den letzten Tagen ging durch die Medien, dass Hewlett Packard für 1,2 Milliarden Dollar die Firma Palm gekauft hat. Palm ist momentan wohl nur noch durch seine recht erfolglose iPhone-Alternative Palm Pre im Konsumentenbewusstsein vorhanden, aber das war nicht immer so: Lange bevor Smartphones Alltagsgegenstände wurden, waren die Palm-Geräte ihrer Zeit weit voraus.



Aus heutiger Sicht bereits sehr retro: Der Palm m100

Meinen ersten Palm (den m100 mit 2 MB Speicher und Schwarzweiß-Display) muss ich mir 2001 angeschafft haben, und sein Nachfolger, der Tungsten E, ist sogar noch in meinem Besitz. Bereits vor zehn Jahren konnten die Palm-Geräte bereits so gut wie alles, was man heute von einem Smartphone erwartet: Kontakte und Termine ließen sich problemlos mit dem Computer synchronisieren, ebenso bei Interesse E-Mails. Es gab ein Programm, mit dem man PDFs öffnen konnte, und irgendwie muss es auch möglich gewesen sein, Office-Dokumente zu bearbeiten. Statt Apps gab es Tausende kleine Zusatzprogramme im Netz, die man häufig umsonst herunterladen konnte - und die meines Wissens von Palm nicht denselben Zensurallüren unterzogen wurden, wie das heute bei Apple der Fall ist. Auf meinem Palm konnte ich 2004 sowohl den Bahn-Fahrplan benutzen als auch - per PC-Synchronisation - aktuelle Zeitungsartikel lesen. Außerdem enthält er eine umfassende Ernährungsdatenbank, die ich in dieser Qualität fürs iPhone bislang nicht auftreiben konnte.

Aber dann ging's bergab ...

Was genau dann bei der softwaretechnisch definitiv vorreiterischen Firma Palm anschließend schief gelaufen ist, weiß ich nicht so recht. Fest steht, dass das Unternehmen den Übertritt ins Smartphone-Zeitalter nicht geschafft hat - die alten Geräte waren ja keine Handys und auch nicht WLAN oder gar UMTS-tauglich. Für viele Jahre gab es immer nur die gleichen, zunehmend veralteten Geräte zu kaufen, und als dann schließlich neue kamen ... Nun, sie  konnten nicht mehr mit den Konkurrenten, die ihren Vorgängern so viel zu verdanken hatten, konkurrieren.

Die eigentliche Erfolgsgrundlage, die hauseigene Software Palm OS, wurde nicht weiter entwickelt und schließlich aufgegeben, die Neugeräte nutzten WindowsMobile. Damit entfiel aber ein Kaufargument für treue Nutzer wie mich, die ihre Kontakte seit Jahren in Palm Desktop pflegten und eigentlich auch dort behalten wollten.

Schon deutlich schicker: Der Tungsten E

Ich wurde außerdem vom Support enttäuscht, als ich nach der Anschaffung eines Computers mit Windows Vista feststellen musste, dass die sonst so einfache PC-Synchronisation meines Palms nur noch rudimentär funktionierte. Besonders frustrierend war dann die Erkenntnis, dass der Hersteller nicht etwa fieberhaft an einer Lösung für dieses Problem arbeitete, sondern einfach hinnahm, dass ich mein Altgerät so eben kaum noch nutzen konnte.

Als dann letztes Jahr mit dem Palm Pre nach mehreren Fehlstarts das erste ernst zu nehmende Smartphone von Palm auf den Markt kam, hatte ich schon lange genug von der Firma und ihren Produkten. Dass ich mittlerweile mit einem iPhone glücklich geworden bin, dürften aufmerksame Leser eventuell bemerkt haben ... aber ein wenig leid tut mir der alte Palm-Karren, der so dermaßen kompetent an die Wand gefahren wurde, trotzdem. Mal sehen, was der neue Eigentüner Hewlett Packard draus macht.

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