Fotografie als Malerei: Andreas Gursky im Düsseldorfer Museum Kunstpalast

by - Oktober 18, 2012

Wie bereits im Rankin-Beitrag erwähnt, verstehe ich nicht viel von Fotografie. Immerhin in Bezug auf Andreas Gursky kann ich aber auf gewisse Grundkenntnisse zurückgreifen, denn die Düsseldorfer Ausstellung des weltbekannten Fotokünstlers war bereits die dritte, die ich besuchte (die vorangegangenen waren in Darmstadt und Stockholm).


Das öffentlich-rechtliche Fernsehen zeigt hin und wieder eine Dokumentation über den Künstler (Das globale Foto), in der man nicht nur den Entstehungsprozess eines seiner bekannten, großflächigen Bilder vom eigentlichen Objekt bis hin zum kondensierten, vergrößerten und perfektionierten Abbild verfolgen kann, sondern auch Zeuge einer Erklärung Gurskys zu seiner Vorgehensweise wird, bei der Realität und Authentizität in den Hintergrund treten: Seine Kunstwerke sind Erinnerungen an Bildeindrücke, wie man sie auch mit Malerei oder einem Roman darstellen würde, insofern ist für Irrelevantes kein Platz, während das im Blickpunkt stehende Objekt vergrößert und teils multipliziert wird.

Andreas Gursky, Bangkok V, 2011, C-Print, 307 x 227 x 6,2 cm (gerahmt), © Andreas Gursky / VG Bild-Kunst, Bonn 2012, Courtesy: Sprüth Magers Berlin London
Teil der Düsseldorfer Ausstellung war auch eine neue Bilderserie mit dem Titel Bangkok, die aus stark verfremdeten Bildern des Flusses Chao Phraya besteht: Abgesehen vom Titel gibt es keine Hinweise auf den Entstehungsort der Fotos, und die Bearbeitung lässt die Wasserbilder besonders abstrakt wirken und mehr als andere an Malerei oder gar Comics erinnern.

Andreas Gursky, Bahrain I, 2005, C-Print, 306 x 221,5 x 6,2 cm (gerahmt), © Andreas Gursky / VG Bild-Kunst, Bonn 2012, Courtesy: Sprüth Magers Berlin London
Obwohl ich einen Teil der Bilder bereits aus den vorher besuchten Ausstellungen kannte, ist die Düsseldorfer Werkschau mit ihren 60 Bildern die größte, die ich bisher sehen konnte, und hatte neben alten Bekannten wie Gurskys Bildern von den Abflugtafeln eines Flughafens (Frankfurt), einem riesigen Wohnhaus in Paris (Montparnasse) der aufgehängten Kleidung von Bergleuten (Hamm, Bergwerk Ost) oder den Waren in einem amerikanischen Supermarkt (99 Cent) auch viel Neues zu bieten. Neben der erwähnten Bangkok-Bilderreihe sah ich zum Beispiel erstmalig sein Bild aus dem Frankfurter Cocoon-Club, das auch die Plakate der Ausstellung ziert.

Blick in die Ausstellung ANDREAS GURSKY im Museum Kunstpalast, Düsseldorf. Links: Hamm, Bergwerk Ost, 2008, 307 x 223,6 cm, © Andreas Gursky / VG Bild-Kunst, Bonn 2012 Courtesy Sprüth Magers Berlin London; Rechts: Bahrain I, 2005, 306 x 221,5 cm, © Andreas Gursky / VG Bild-Kunst, Bonn 2012 Courtesy Sprüth Magers Berlin London. Foto: Stefan Arendt, Medienzentrum Rheinland
In der an und für sich ebenfalls großen Stockholmer Ausstellung hatte man viele Werke nur in kleineren Versionen betrachten können, während in Düsseldorf ausschließlich die riesigen Originalformate zum Einsatz kamen, was angesichts der Detailfülle vieler Bilder extrem wichtig ist: Die kleinen Pappbecher auf den genannten Bild aus dem Cocoon-Club, die winzigen Radfahrer der Tour de France oder die Bewohner des Hauses in Montparnasse kann man nur entdecken, wenn das Bild die vorgesehene Größe hat.

Auch die dritte Gursky-Ausstellung meines Lebens war also ein echter Genuss, den ich anderen nur empfehlen kann. Man kann sie noch bis zum 13. Januar besuchen.

Andreas Gursky, ohne Titel XV, 2008, C-Print, 237 x 506 x 6,2 cm, © Andreas Gursky / VG Bild-Kunst, Bonn 2012, Courtesy: Sprüth Magers Berlin London

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