Schotty putzt wieder: Die Rückkehr des Tatortreinigers

by - Januar 08, 2013


In der Leerlaufzeit zwischen den Jahren 2011 und 2012 versendete der NDR schnell eine kleine, feine Serie, von der er offensichtlich aus unbekannten Gründen wollte, dass sie so wenig Menschen wie möglich zu Gesicht bekommen würden. Die wenigen, die es dennoch geschafft hatten, den Tatortreiniger bei der Fernsehausstrahlung zu verfolgen, machten anschließend allerdings so viel begeisterten Rabatz, dass dieser zu etlichen Wiederholungen auf dem NDR und im Ersten führte, die Serie erhielt letztlich einen Grimmepreis für die Autoren und dazu sogar die höchste erreichbare Ehrung: Einen Beitrag in diesem Blog.

Nun hat der NDR eine zweite Staffel von ganzen drei Folgen produzieren lassen (die erste enthielt vier) und hat diese aus alter Gewohnheit in der Saure-Gurken-Zeit zu Jahresbeginn ohne große Ankündigung schnell spätabends an zwei Abenden hintereinander weggesendet. Wieder war es also sehr leicht, die Serie einfach komplett zu verpassen, aber immerhin konnte der Sender nicht umhin, sie in seine Mediathek einzupflegen, wo man die neuen Folgen momentan noch betrachten kann

Folge 6: Die Challenge
Folge 7: Schottys Kampf

Eine dritte Staffel wurde übrigens ebenfalls bestellt und wird dann zwei Folgen enthalten ... dass es eine fünfte Staffel geben wird, ist also anhand der bisherigen Folgen-pro-Staffel-Entwicklung unwahrscheinlich.

Mir ist es letzte Woche tatsächlich gelungen, die neuen Folgen im Fernsehen zu verfolgen. Wie gehabt begibt sich der von Bjarne Mädel verkörperte Schotty allein an die Orte von Gewalttaten und Unfällen, um in Anschluss an die Spurensicherung ordentlich zu putzen, und wiederum wird er dabei unablässig von Hinterbliebenen, Mitbewohnern, Kollegen oder gar dem Mörder des Opfers gestört, woraus sich immer wieder neue, skurrile Situationen ergeben.


In "Über den Wolken" begegnet Schotty zunächst der neugierigen Nachbarin einer vom Ehemann mit der Axt gemeuchelten Frau, doch gerade, als man vermutet, diese sei die Mithauptfigur der Folge, taucht plötzlich der Ehemann höchstpersönlich wieder am Tatort auf und bedroht Schotty mit einer Waffe. Diese Folge ist dadurch, dass sich Mörder und Geisel recht gut verstehen, und durch eine gemeinsame Rezitation von Reinhard Meys "Über den Wolken" herrlich skurril.


In "Die Challenge" ist die Putzaktion am Tatort eigentlich bereits erfolgreich beendet, da taucht die Exfreundin des Mordopfers auf und versucht, Schotty zu überreden, das Blutbad wiederherzustellen, damit sie aus einem tränenüberströmten Interview vor diesem Hintergrund Publicity schlagen kann. Das Mädchen entpuppt sich als Castingshowteilnehmerin auf dem absteigenden Ast, die sich ausschließlich in den aus solchen Sendungen bekannten Phrasen ausdrücken kann. Das später stattfindende Interview verläuft dann anders als geplant.


Das Unfallopfer in "Schottys Kampf" stellt sich als aktives Mitglied in einem Neonaziverein heraus. Der Tatort entpuppt sich als Hitler-Gedenksaal, der dem Putzmann kurzfristig die Sprache raubt, zumal ihn der beste Freund des Opfers mit seiner Ideologie zutextet. Als dann noch ein Bomberjackenträger der gröberen Sorte dazu kommt, um das Putzen zu beaufsichtigen, greift der zunächst verunsicherte Schotty zu drastischen Maßnahmen.

Meine Befürchtung, dass sich das Konzept der Serie - Schotty begegnet am Tatort irgendjemand Skurrilem und interagiert mit diesem - irgendwann totlaufen könnte, hat sich zumindest in den drei neuen Folgen nicht bewahrheitet, keine Folg ähnelt einer anderen. Am besten gefiel mir in dieser Staffel "Über den Wolken", weil hier das humoristische Timing einfach am perfektesten war und zudem keine Lehre transportiert werden sollte.

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