Neulich im Antwerpener Zoo

by - Juli 30, 2015


Mein Reiseführer ist der Meinung, dass der Antwerpener Zoo von touristischem Interesse sei. Dem wollte ich schon zustimmen, bis ich entdeckte, dass der Eintrittspreis 22,50 Euro beträgt. 22,50! Für einen Zoobesuch! Bei dem man nicht einmal ein Tier geschenkt bekommt! Ein wenig Onlinerecherche brachte dann zu Tage, dass man nur die richtigen Vergleichspunkte finden muss, um sich angesichts eines solchen Preises besser zu fühlen. So kostet auch der Kölner Zoo immerhin 17,50 Euro Eintritt, den Londoner Zoo kann man gar nur für 22,50 PFUND besuchen.


Der Frankfurter Zoo, den ich in den letzten zehn Jahren mehrfach besucht habe, ist im direkten Vergleich bei 10 Euro Eintritt ein regelrechtes Schnäppchen, bietet sich aber ansonsten für einen direkten Vergleich mit dem in Antwerpen an. Beide Zoos wurden Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet, verfügen noch über einige ältere Gehege aus der Ursprungszeit und sind mit 10 beziehungsweise 11 Hektar Größe eher klein zu nennen. Außerdem befinden sich beide Institutionen mitten in der Stadt - der Antwerpener Zoo ist sogar ein direkter Nachbar des Hauptbahnhofs. Eine weitere Gemeinsamkeit: Beide Zoos verfügen über ein Nachttierhaus.


Ein Alleinstellungsmerkmal des Antwerpener Zoos ist, dass man zwei Koalabären hält, diese zieren auch als Aushängeschild das Werbematerial und Plakate - die in der Stadt allgegenwärtigen Koala-Abbildungen überzeugten mich letztlich auch davon, den Zoo überhaupt besuchen zu wollen, und der erste Weg nach der Ankunft führte zu ihrem Gehege. Die beiden sind, wie es sich für ihre Art geziemt, nicht gerade lebhaft - bei unserem Besuch wachte der eine selbst zur Fütterung nur kurz auf, der andere setzte sich in einen Berg Eukalyptuslaub und begann mit der Nahrungsaufnahme, schlief darüber aber auch irgendwann wieder ein... aber bei Koalas ist alles, was sie tun, niedlich, da sieht man ihnen eben zur Not auch beim Schlafen zu.


Überraschend ist in Antwerpen, dass viele Tierarten gemischt gehalten werden, beispielsweise teilen die Brillenbären ihr Gehege mit winzigen Äffchen, und die Waschbären haben eine Wohngemeinschaft mit einem Skunk.


Nicht jede Gattung hat den Platz zur Verfügung, den man ihr wünschen würde. Während eine Gruppe von Löwen (Vater, Mutter, Tochter) ein recht ansehnliches, offenbar neu angelegtes Gehege hat, sitzt die allein lebende Sibirische Tigerin in einem ziemlich überschaubaren Bereich. Allerdings ist Tigerin Yessie schon 17, ihr Lebenspartner starb vor kurzem und ein Umbau des Geheges ist anscheinend in Planung. Yessie wird das aber wohl nicht mehr erleben. Ganz traurig wird es dann nebenan beim Leopard und den beiden Jaguaren (immerhin einmal interessant, die beiden optisch so ähnlichen Gattungen einmal im Vergleich zu sehen), denn diese Großkatzen haben sichtlich viel zu wenig Platz und der Leopard wirkt verhaltensgestört. Hier macht der Vergleich zum in Frankfurt vor einigen Jahren neu gestalteten Raubkatzendschungel mit viel Platz und Rückzugsmöglichkeiten ziemlich traurig.


Traurig anzusehen waren auch die Lebensbedingungen vieler Vögel, insbesondere der großen Raubvögel. Statt in Volieren mit viel Platz zum Fliegen hausten sie in Käfigen, in denen es sich kaum lohnte, die großen Flügel auszubreiten. Zeitgemäß wirkte eine solche Haltung nicht.

Der Antwerpener Zoo hat auch einiges an "Showeinlagen" zu bieten, so gibt es eine tägliche Seelöwendarbietung (die wir nicht sahen) und auch mehrmals am Tag Vorstellungen verschiedener Raubvögel. Eher unbeteiligt sahen wir hier, wie der Bengalenuhu "Gizmo" so dermaßen überhaupt nicht auf die ihm gegebenen Kommandos hörte, dass es schon wieder ziemlich lustig war. Ich sehe keine große Zukunft für Gizmo im Showgeschäft, aber ein sehr schöner Uhu ist er trotzdem...


Was gab es noch? Der Antwerpener Zoo hat vier Giraffenkühe, eine bunt zusammen gewürfelte Schar aus Hybriden der verschiedenen afrikanischen Rassen, die sich wegen ihrer Nicht-Reinrassigkeit nicht weiter fortpflanzen sollen - aber es ist doch schön, zu sehen, dass sie als Zootiere leben dürfen. Sowohl die Giraffen als auch die Elefanten (die nur zu zweit sind, einer davon das ehemalige Kölner Elefantenbaby "Ming Jung") hätten ebenfalls ein schöneres Gehege verdient, was offenbar auch bereits in Arbeit ist: Die Giraffen bekommen eine neue Savannenanlage, wodurch den Elefanten nach ihrem Umzug ein größerer Bereich zur Verfügung steht.


Besonders stolz ist der Zoo auf das kürzlich neu eröffnete Aquarium, interessanter da ungewöhnlicher fanden wir das Schmetterlingshaus, in dem man ohne Glasabtrennung direkt den Insekten ausgesetzt war - soweit sich diese sehen lassen wollten. Es gibt auch noch etliche andere Sondergebäude, etwa ein Haus für die Menschenaffen und ein Reptilienhaus.


Natürlich hat der Zoo noch viel, viel mehr zu bieten, da wären etwa noch etliche kleine Affenarten, viele Okapis, das erwähnte Nachttierhaus oder auch Riesenkänguruhs. Es gibt gleich zwei Bereiche, in denen Pinguine gehalten werden, einer davon schien sich geradezu in der Aufmerksamkeit der Menge zu sonnen und ließ sich den Kopf streicheln. Auch das Verhältnis der Pfleger zu den Tieren schein innig zu sein, so sahen wir ein Kamel, dass einen Kuss auf die Nase gedrückt bekam.


Wie in jedem Zoo erwiesen sich die Erdmännchen als extrem lustig, wobei wir uns zuerst verwirren ließen, weil auch die ähnlich aussehenden Mangusten eine Anlage hatten, auf der sie seltsam langweilig herumsaßen - bis wir erkannten, dass sie auch gar keine Erdmännchen waren. Vielleicht können die echten Erdmännchen den Mangusten gelegentlich einige Nachhilfestunden in Unterhaltsamkeit geben.


Zu entdecken gibt es also mehr als genug, und die Tatsache, dass man sich auf dem kleinen Areal quasi einen ganzen Tag lang beschäftigen kann (unser Besuch dauerte fünf Stunden), lässt einen auch den Eintrittspreis mit etwas wohlwollenderen Augen sehen. Hoffentlich wird er in Verbesserungen im Vogel- und Raubkatzenbereich investiert.


Übrigens sind die sommerlichen Öffnungszeiten um zwei Stunden verlängert, der Zoo schließt um 19 statt um 17 Uhr. Nur den Tieren hat das offenbar niemand erklärt: Während es zum Ende des Besuchs auf der Besucherseite angenehm ruhig wurde, schienen auch die Tiere in Feierabendstimmung zu kommen und zogen sich vielfach aus den Freigehegen in nicht einsehbare Bereiche zurück.









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