Gelesen: Februar 2018

by - März 05, 2018



Seit Monaten schreibe ich an dieser Stelle, dass ich so wenig zum Lesen komme, aber im kurzen Februar beendete ich gleich zwei Bücher, beide auf Papier gedruckt. Was viel damit zu tun hat, dass ich in den letzten Wochen viel Zeit darauf verwendete, in diversen Wartezimmern zu sitzen. Aber das ist nun glücklicherweise vorbei.

Ich las sowohl The Wicked Girls von Alex Marwood als auch The Husband's Secret von Liane Moriarty. Berichten werde ich über das erstgenannte Buch, das zweite gefiel mir aber ebenfalls sehr gut.

Alex Marwood ist das Pseudonym der englischen Schriftstellerin Serena Mackesy, die unter ihrem eigenen Namen ebenfalls einige Bücher veröffentlicht hat, die ich aber nicht kenne. Unter dem Namen Alex Marwood hat sie bislang drei Büche geschrieben, und neben dem gerade gelesenen kenne ich auch The Killer Next Door - Platz 1 meiner Bücher-Jahrescharts 2017.

Für beide Marwood-Romane braucht man einen starken Magen, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. The Killer Next Door ist gut und spannend, stellenweise aber ziemlich ekelerregend. The Wicked Girls dagegen ist ebenfalls spannend, bezieht sich aber auf eine Thematik, die auch ohne grausame Szenen manchmal schwer zu verdauen ist.

In England gibt es zwei reale, sehr bekannte Fälle, in denen Kinder für den Tod anderer Kinder verantwortlich waren. 1993 wurde der dreijährige James Bulger von zwei Zehnjährigen ermordet. Die elfjährige Mary Bell erwürgte 1968 zwei Kleinkinder. Beide Fälle führten verständlicherweise zu internationalem Entsetzen - wer kann sich schon vorstellen, dass derart junge Kinder Morde begehen könnten?

Eine ähnliche, stellenweise an den Bulger-Fall erinnernde, Geschichte bildet die Grundlage von The Wicked Girls, allerdings spielt der Großteil der Handlung in der Gegenwart und beschäftigt sich mit der Frage, was "aus einem wird", wenn man als Kind durch eine einzige, zweifellos furchtbare Tat fürs Leben gebrandmarkt wurde. Die Protagonistinnen Bel und Jade, heute Amber und Kirsty, lernten sich an einem Sommertag des Jahres 1986 kennen und wurden im Laufe des Tages und als Folge vieler unglücklicher Entwicklungen die Mörderinnen der kleinen Chloe. Beide verbrachten nach einer Aufsehen erregenden Gerichtsverhandlung ihre restliche Jugend in Erziehungsheimen und machten dort sehr unterschiedliche Erfahrungen, was dazu führt, dass in der Gegenwart Kirsty eine glücklich verheiratete Journalistin und Mutter ist, während Amber die nächtliche Reinigungstruppe eines Vergnügungsparks leitet.

Als in dem Vergnügungspark ein Mord geschieht und Kirsty darüber berichten soll, treffen sich beide Frauen wieder. Beide bekommen große Angst, dass der neue Mord, mit dem sie eigentlich nichts zu tun haben, dazu führen könnte, dass sie als die Täterinnen von damals erkannt werden und ihre neuen Existenzen - keine von beiden hat in ihrem persönlichen Umfeld ihre wahre Identität preisgegeben - vernichtet werden.

Hier zeigt sich auch, dass Serena Mackesy selbst als Journalistin gearbeitet hat, denn zum einem kann sie recht detailliert und glaubwürdig von Kirstys Alltag als freie Journalistin erzählen, zum anderen legt sie den Schwerpunkt der Geschichte auf die Reaktionen der Presse und der Öffentlichkeit, als sich der Kreis um Kirsty und Amber immer enger zieht. Letztlich ist es dann auch diese Gewalt, das Aufstacheln der selbstgerechten Öffentlichkeit durch eine verantwortungslose und sensationslüsterne Berichterstattung, die ich als Leserin als am bedrohlichsten empfand - zumal all das nicht weit von der Realität entfernt zu sein schien.

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