Gesehen: März 2018

by - April 05, 2018

Als Kind fand ich, wie vermutlich die meisten Kinder, Piraten super und Wikinger, die ja irgendwie etwas Ähnliches zu sein schienen, ebenfalls. In Kinderbüchern wird auf den kriminellen und Leben zerstörenden Aspekt dieser Berufsstände verständlicherweise wenig eingegangen, stattdessen geht es um Ausflüge auf dem Meer und Abenteuer erleben.

Bei Game of Thrones ist es as Adelsgeschlecht der Greyjoys, das auf seinen Heimatinseln weder Rohstoffe noch fruchtbaren Boden besitzt und sich deshalb darauf spezialisiert hat, Schiffe zu bauen und andere auszurauben (und Schlimmeres). Die Greyjoys sind weder bei anderen Häusern noch beim Leser besonders beliebt - verständlich.

Wo wir aber gerade bei Game of Thrones sind: Im Kielwasser des gigantischen Erfolgs dieser Fernsehserie entstand 2013 die irisch-kanadische Koproduktion Vikings, die lustigerweise zunächst auf dem History Channel lief. Mittlerweile kann man die Serie, von der es fünf Staffeln gibt und eine sechste geplant ist, auch auf Sky sehen.


Die Handlung von Vikings orientiert sich sowohl an historischen Ereignissen als auch an Legenden: Die Hauptfigur Ragnar Lothbrok ist in der schwedischen und dänischen Folklore ein bekannter Wikingerheld, dessen historische Existenz nicht belegt ist. Historisch korrekt ist allerdings beispielsweise der Überfall der Wikinger auf die Insel Lindisfarne in Northumberland, der in der ersten Staffel der Serie stattfindet und historisch den Beginn des Wikingerzeitalters darstellte. Ragnars Frau wiederum, die Schildmaid Lagertha, entstammt ebenfalls der Sagenwelt. Sein Bruder Rollo andererseits ist eine historische Figur, die wohl irgendwann im Laufe der Serie die Normandie gründen wird (wenn das denn im Rahmen der Handlung umgesetzt wird).

Fakten und Fiktion gehen bei Vikings also wild durcheinander. Die eigentliche Handlung dreht sich um Ragnar und seine Familie - der Wikinger entdeckt eine Möglichkeit für sein Volk, das bislang seine Plünderreisen auf die baltischen Länder beschränkt hat, nach Westen zu reisen - was bislang an der unsicheren Navigation gescheitert war. Dadurch erlangt er Ruhm, was dem "Yarl", also politischen Oberhaupt seines Heimatortes, nicht sonderlich gut gefällt, da er den jungen Wikingerhelden zurecht als Konkurrenz wahrnimmt.


Im März sah ich die erste Staffel komplett und den Anfang der zweiten. Die Ausstattung und die Schauspieler sind so weit in Ordnung (wobei das Budget für die zweite Staffel offensichtlich deutlich aufgestockt wurde), die Einblicke ins fremde Alltagsleben der Wikinger interessant. Mit Game of Thrones oder anderen Serien der ersten Liga kann Vikings aber ganz klar nicht mithalten, dafür sind Figuren und Handlungsstränge zu eindimensional. Es handelt sich eher um Popcorn-Fernsehen.

Ein weiteres Problem, das ich mit der Serie habe, ergibt sich aus dem Anfang dieses Textes: Ich finde es sehr schwer, Wikinger, die davon leben, andere zu ermorden und auszurauben, sympathisch zu finden - was man aber muss, denn sonst wären einem die handelnden Figuren ja egal. Die Macher der Serie scheinen dieses Problem dadurch zu bekämpfen, dass die bisher vorgekommenen Engländer auch allesamt eher keine Sympathieträger waren.




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